Städtebauliches Konzept Eggelandklinik
Für das Areal der ehemaligen Eggelandklinik in Bad Driburg ist ein städtebauliches Konzept entstanden, das die Entwicklungsperspektive für die zukünftigen, neuen Nutzungsbereiche Wohnen/ Arbeiten, Kultur-/ Bürgerhaus, Park-/ Grünflächen räumlich definiert.
Das Konzept resultiert aus einem mehrstufigen Planungsprozess: ausgehend von einer stadträumlichen Analyse und Zielbildformulierung wurden zwei grundlegende Konzeptvarianten entworfen, die für die bauliche Entwicklung drei Hof-Quartiere mit überschaubaren Nachbarschafften am neuen Kultur- und Bürgerhaus vorsehen. Gestalt- und identitätsprägend für die zentrumsnahe Entwicklungsfläche ist das grüne Zentrum des ehemaligen Klinikparks, das neben dem Erhalt von Baum- und Gehölzstrukturen auch diverse Freizeitinhalte als neuer Aktiv- und Gesundheitspark enthält.
Die Konzeptvarianten wurden im Rahmen einer Bürgerbeteiligung öffentlich vorgestellt und mittels eines Bürgerdialoges inhaltlich erörtert. Anhand der Eingaben aus Verwaltung und Politik sowie der Ergebnisse des Bürgerdialoges erfolgte eine sukzessive Modifikation des nun vorliegenden städtebaulichen Layouts. Hierfür wurden speziell die Themenkomplexe Bauflächen und Grünflächen, Baudichte und Gehölzerhalt, Erschließung und ruhender Verkehr sowie kulturelle Einbindung und stadträumliche Vernetzung thematisiert und schrittweise optimiert.
Analyse und Zielbild
Für die Entwurfsbearbeitung wurden besonders die äußeren stadträumlichen Kanten und angrenzenden Funktionen sowie die im Plangebiet vorherrschenden Qualitäten untersucht. Aus der Analyse dieser spezifischen Merkmale ergaben sich die für den Entwurf ausschlaggebenden Funktionszusammenhänge.
Analyse „außen“: Das Areal der Eggelandklinik liegt in der Verlängerung des Altstadtbereiches mit Fußgängerzone sowie dem Rathaus und leitet dann über zum Bahnhofsquartier. Die an der „Lange Straße“ befindliche villenartige Bebauung mit ihrer besonderen Architektur sowie die westlich angrenzende Bebauung aus überwiegend Mehrfamilienhäusern prägen die städtebauliche Struktur am Plangebiet. Im übergeordneten Freiflächensystem bildete das Eggelandareal ein Verbindungspunkt zwischen dem südlichen direkt angrenzenden Katzohlbach mit seinen Freiflächen und dem weiter nördlich befindlichen Gräflichen Park.
Analyse „innen“: Der ehemalige Kurpark verfügt über einen bemerkenswerten (Alt-) Baumbestand. Aufgrund der Vegetationsdichte und der reduzierten Pflege besteht in Teilbereichen Waldcharakter, so mutet z.B. die ehemalige Liegewiese einer Lichtung im Wald an. Der durch ein Blätterdach eingerahmte Katzohlbach schafft ebenfalls eine besondere Atmosphäre am Wasser. Dem sichtbaren Wasser gegenüber steht das „unsichtbare“ Wasser der auf dem Plangebiet befindlichen Quellen. Neben diesen vegetativ-landschaftsräumlichen Kategorien bildet der Baukörper des zukünftigen Kultur- und Bürgerhauses eine herausragende städtebauliche Setzung.
Zielbild: Entscheidend für das Zielbild sind somit die Themen Siedlungsränder, zentraler Baukörper (Riegel), Parkfläche und Wasser. Der historische Riegel der Egglandklinik fungiert im Plangebiet als Mittelpunkt, an dem sich die verschiedenen Themen bündeln lassen und somit eine Art Scharnier entsteht, das die unterschiedlichen Themen miteinander verbindet.
Leitidee / städtebauliches Layout
Das künftige Quartier knüpft stadträumlich an die Siedlungsachse „Stadtzentrum / Lange Straße“ an. Die hier bestehende Baulinie an der Langen Straße wird aufgegriffen und in die Bahnhofstraße verlängert. Die neue Folge von Baukörpern bindet somit auch den bisherigen Solitär der ehemaligen Eggelandklinik in den baulichen Kontext ein.
Als zukünftiges Kultur- und Bürgerhaus im historischen Baukörper bildet der Eggeland-riegel die zentrale Kubatur innerhalb der Quartiersentwicklung. Zur Akzentuierung dieser neuen Mitte erhält der Bau eine Platzfläche an der Westfassade, die sich in Richtung Park öffnet und somit einen Knotenpunkt der freiraumplanerischen Entwicklung innerhalb des großzügigen Parkareals bildet.
Während die bestehende Grünfläche im westlichen und im nördlichen Bereich zugunsten der baulichen Entwicklung reduziert wird, bleibt ein großzügiges Parkzentrum mit diversen Gehölzgruppen und Altbaumbeständen erhalten. Die Platzierung der drei hofartigen Quartiere respektiert und rahmt das Parkzentrum und formuliert so eindeutige, klare Raumkanten bzw. Baulinien. Hier entsteht eine hohe Wohnqualität mit direktem Parkbezug.
Die drei Hof-Quartiere am Park weisen unterschiedliche städtebauliche Merkmale, räumliche Qualitäten und Wohneinheiten auf. Der Hof 1 bildet die bauliche Arrondierung zur Bestandsbebauung „Hölderlinstraße/ Poststraße“. Abgerückt von der heterogenen Baustruktur bilden die sieben neuen Baukörper eine klare Raumkante an der langen Straße und zum Park. Der Hof 2 stellt mit 60 Wohn- und Arbeitseinheiten in neun Baukörpern das größte neue Baucluster, und somit die urbane Mitte, dar. Der Hof 3 bildet mit dem Übergang zur Landschaft der Katzohlbach-Aue in Anzahl und Dimensionierung die kleinste Einheit.
Erschließung, ruhender Verkehr, Rad- und Fußwegenetz
Die Erschließung der Höfe 2 und 3 erfolgt über Stichstraßen, die in Quartiersplätzen münden. Diese platzartigen Aufweitungen dienen auch als Wendemöglichkeit für alle Versorgungs- und Notfallfahrzeuge. Durch die als „Sackgassen“ ausgebildete Erschließung soll der Durchfahrtsverkehr innerhalb der Wohnquartiere reduziert werden.
Die Erschließung des Hofs 1 erfolgt über die Anbindung zur Hölderlinstraße. Hier konnte durch den Ankauf eines Grundstücks eine neue Stichstraße generiert werden. Somit kann hier die ursprünglich angedachte südlichere Anbindung entlastet werden.
Die notwendigen Stellplätze, entsprechend des definierten Stellplatzschlüssels, sind jeweils auf den Grundstücksparzellen zu realisieren. Hinsichtlich der Ausformulierung der Erschließung inkl. der Infrastrukturen für den ruhenden Verkehr wird auf Basis des vorliegenden Städtebaulichen Konzeptes ein vertiefendes Verkehrsgutachten erarbeitet.
Diverse fußläufige Anbindungspunkte zwischen den Höfen/ Baukörpern erzeugen eine Durchlässigkeit der einzelnen Quartiere untereinander und Verknüpfungen in den Park bzw. angrenzenden Landschaftsraum. Somit werden wichtige fußläufige Verbindungen zwischen Zentrum und Bahnhof sowie in Richtung süd/südwestlicher Richtung befindlichen Siedlungsstrukturen und Freiflächen geschaffen. Ausgehend vom neuen Parkeingang an der Tourist-Info wird ein Hauptweg als Rad- und Fußweg ausgebaut, der auch die Anbindung an den Dr.-Riefenstahl-Weg herstellt.
Integration prägender Gehölzbestände
Der neue Aktiv- und Gesundheitspark bildet eine innenliegende Grünachse, die eine städtische Freiraumfunktion übernimmt und gleichzeitig als Quartiersgrün fungiert. Durch die Integration der Katzohlbach-Aue kann zudem eine Biotopverbund-Funktion erzeugt werden. Hierbei ist der Erhalt des Baumbestandes von hoher Bedeutung. Während der Uferbestand am Katzohlbach unangetastet bleibt, wird der im Bereich der Höfe – wie bereits dargestellt – reduziert. Im Rahmen der Beteiligung und des Bürgerdialogs wurde dieses Thema u.a. prioritär diskutiert. Infolge weiterer Optimierungen des städtebaulichen Layouts wurden daraufhin die Baudichte reduziert und in allen 3 Höfen gestaltprägende Solitärbäume gesichert. Zudem wurde im Hof 1 das Rahmengrün zur Bestandsbebauung Hölderlinstraße durch ein Abrücken der Baukörper erhalten.