Wettbewerb Scharmbecker Bach

- Entwicklung des Scharmbecker Bachs zu einem lebendigen blauen Band, das die Stadträume von Osterholz-Scharmbeck miteinander verbindet
- Schaffung von großzügigen neuen Attraktionsräumen entlang des Baches, mit unmittelbarem Wassererlebnis – einerseits naturnah und ökologisch wirksam, andererseits repräsentativ und gastronomisch bereichernd
- naturnahe Gestaltung mit Wiesenabschnitten, Sitzgelegenheiten und interaktiven Elementen wie einem Wassertretbecken und Balancierhölzern.
- Im Stadtzentrum öffnet sich der Bach zu einer großzügigen Wasserfläche und bildet zusammen mit dem Marktplatz ein vielseitig nutzbares Stadtforum. Neue Terrassen und eine Stegbrücke bieten Zugang zum Wasser und erweitern das gastronomische Angebot.
- Das Projekt schafft ein harmonisches Zusammenspiel aus Architektur, Natur und öffentlichem Raum – ein Ort für Erholung, Bewegung und Begegnung, der sowohl tagsüber als auch abends seine volle Wirkung entfaltet.
An den Scharmbecker Bach gliedern sich vier charakteristische Bereiche: ein beschauliches Bachrefugium am Mühlrad, ein verbindender Bachpadd, ein geselliger Bachanger am Marktplatz und einladende Bacharkaden.
Der Scharmbecker Bach löst sich von seiner brüchigen, fragmentierten Gestalt und bereichert als blau-grünes Band die neu gestalteten Stadträume mit landschaftlicher Qualität: im Zusammenspiel mit bestehenden natürlichen und anthropogenen, mit historischen und gegenwärtigen Baustrukturen prägt der Bach so die neue Stadt-Landschaft zwischen Stadtpark und Barkhof. Am Scharmbecker Bach, der lebendigen, blauen Ader, entstehen zeitgemäße und zukunftsgewandte Orte, die sowohl das gesellschaftliche Miteinander als auch die ökologischen Qualitäten im Zentrum von Osterholz-Scharmbeck deutlich aufwerten.
Mit dem neuen Stadtanger am Haus am Markt und dem Bachrefugium am Mühlrad gelingt es großzügige, neue Attraktionsräume mit unmittelbarem Wassererlebnis zu aktivieren: einerseits naturnah und ökologisch wirksam, anderseits repräsentativ und gastronomisch bereichernd. Nehmen wir uns also Zeit für einen Spaziergang entlang des neuen Scharmbecker Bachs:


Wir starten im Norden. Das Bachrefugium am Mühlenrad öffnet Raum für einen mäandrierenden Wiesenbach am Fuße des Stadtparks. Als Refugium ist dieser Bachabschnitt in gleichen Maßen naturnaher Rückzug, kontemplatives Wassererlebnis und kulturhistorisches Anschauungsobjekt. Stadtpark und Bachrefugium wachsen über behutsame topographische Eingriffe und neue Erschießungen als grün-blaue Freiraumstruktur zusammen.
Zwischen dem südlichen Stadtpark und der Teichstraße bieten kleine, wegebegleitende Sitzplätze und Sandsteinmauern Gelegenheiten zum Verweilen. Auf Höhe des historischen Mühlenrads weitet sich der Bachlauf um eine baumbestandene Insel mit flachen Kies-Ufern. So kann der geschützte Baumbestand in weiten Teilen erhalten bleiben. Über einen Holzsteg ist ein barrierefreier Zugang zum Wasser möglich. Ein Wassertretbecken und Balancierhölzer am oberen Wiesenrand schaffen Angebote für Erfrischung, Gesundheitsvorsorge und Bewegung unter schattenspendenden Baumreihen.
Der bestehende Wendehammer wird in der Zuordnung Richtung Bachrefugium verschoben. Nördliche entsteht so eine Grünfläche, die Platz für ein neues grünes Band mit Gehölzen und einer Muldenentwässerung zwischen Wendehammer und Bebauung bietet. Im Übergang zum Bachrefugium wird der Straßenraum zur öffentlich nutzbaren, bespielbaren Fläche.
Der Bachpadd hinter der Kirche erschließt als neue, fußläufiger Verbindung den Bachabschnitt zwischen Stadtpark und Marktplatz. Hier kann man „abtauchen“ und durchgängig am Wiesenbach entlang, in schattig, kühlem Klima flanieren oder verweilen. Kleine Inseln teilen den Bach punktuell und schaffen Strukturen für die ökologische Aufwertung. Gehölzgruppen und freizuhaltende Wiesenabschnitte wechseln sich rhythmisch ab.


Im Zentrum von Osterholz-Scharmbeck, zwischen höher gelegenem historischen Schlauchturm, Haus am Markt und dem Marktplatz, öffnet sich der Bach zu einer großzügigen, gefassten Wasserfläche. Zusammen mit den bestehen Freiräumen entsteht ein Stadtanger am Marktplatz: ein vielfältig nutzbares Stadtforum, das durch eine neue Höhenstaffelung das Haus am Markt gewinnbringend einbindet.
Das bisherige „Abstandsgrün“ zwischen Wasserfläche und Baukörper wird durch eine Terrassenfolge ersetzt, die sowohl den Wasserzugang, eine Gastronomieoption und einen Abendsonnenbalkon eröffnet. Eine leichte und transparente Stegbrücke ist barrierefreie Erschließung und Verweilort über dem Bach zugleich. Die „Erdung“ des Hauses am Markt ist ein wesentliches Anliegen der Neugestaltung im Stadtzentrum. Durch die Aktivierung des Gebäudesockels erhält das Bauwerk eine glaubwürdige Identität und Funktion im Zusammenspiel mit Marktplatz und den rahmenden Gebäudefassaden. Die neuen Raumabfolgen im Osten - Wasserbecken, Arkaden-Terrasse, Sonnenbalkon, sowie Wasserbecken, Rasenstufen, Marktplatz im Westen, stehen sich nun ebenbürtig gegenüber und bilden ein würdiges Ensemble im Zentrum der Stadt.

Nachdem der Scharmbecker Bach im weiteren Verlauf aus bautechnischen und stadträumlichen Zwängen ein Stück im Untergrund verweilt, verleiht er im Abschnitt der Bacharkaden dem bestehenden architektonischen Angebot neues Leben. Der Bach wird hier mit Natursteinblöcken etwas klarer gefasst. Aus dem gleichen Material entwickeln sich natürliche Treppen- und Sitzstufen bis zum bestehenden Arkadengang. So entstehen kleine Platzbereiche sowie Sitznischen und bringen das bestehende Raumangebot in Nutzung. Trotz der neuen Fassung bleibt der Bereich naturnah in dem sich Gehölz-, Stauden- und Rasenflächen mosaikartig am Bachlauf abwechseln. Ein größeres Holzdeck schlägt den gestalterischen Bogen zur Brücke am Stadtanger und den Einbauten am nördlichen Bachrefugium.

Nach unserem Spaziergang vom Stadtpark zum Barkhof wollen wir das neue Gastronomieangebot in der Sockelarkade des Hauses am Markt nutzen. Durch den Rückbau der ursprünglichen Klinkermauern und Strauchpflanzungen und das Abrücken des Wasserbeckens in Richtung Marktplatz bietet ein zugängliches Erdgeschoss neue Optionen mit direkten Wasserbezug. Zwei Treppenläufe verbinden die untere Arkadenterrasse mit dem Sonnendeck am 1. Obergeschoss.
Nach einem kleinen Imbiss auf den Sitzstufen am Wasser begeben wir uns auf den Bewegungs- und Fitnessparcours. Wir joggen den kleinen Bachpaad Richtung Norden und finden die erste Station in die bisher umgenutzte Dreiecksfläche integriert. Weiter Richtung Stadtpark wird uns rechter Hand ein zweites Bewegungsangebot eröffnet. Wir laufen den neuen Weg oberhalb des Bachrefugium zur dritten Station im schattigen Park. Die vierte Station führt ums auf die große Wiese am Bachrefugium. Hier schließen wir unser Fitnessprogramm mit einem erfrischenden Gang durch das Wassertretbecken ab. Noch einmal barfuß durch die Wiese: Herrlich!
Mittlerweile ist es Abend geworden, die behutsam integrierte Beleuchtung aus Poller- und Mastleuchten, sowie die Handlauf- und Brüstungsbeleuchtung an der Brücke und der Arkade taucht den Stadtanger ist ein angenehmes Licht. Im Zusammenspiel mit den beleuchteten Fassaden am Marktplatz offenbart das neue inszeniertes Raumensemble seine Qualität auch in den Abendstunden.
Wir bemerken die neuen Materialkombinationen aus alten- und neuen Pflasterbelägen, sowie wie die punktuell erweiterte Ausstattung mit Bänken, Sitzauflagen und neuen Fahrradständern. „Ein gelungenes Projekt“, murmeln wir anerkennend und trinken noch einen letzten Espresso in der Arkadenbar. „Oh“, diese Idee hatten noch viele andere Gäste – wie schön!
